Lifestyle: Warum ich am Wochenende nicht (mehr) arbeite
Es gab Zeiten, da bin ich morgens aufgestanden, habe mich an den PC gesetzt und an meinen Manuskripten gearbeitet, habe zwischendurch eine Dosensuppe oder Ravioli gegessen und bin dann irgendwann völlig erschöpft ins Bett gefallen. Und dieser Tagesablauf hat sich siebenmal die Woche wiederholt. Inzwischen ist das für mich undenkbar. Aber wie hat das alles angefangen?
Mit dem Verlagsvertrag für Silver Lane. Habe ich das Schreiben vorher mehr wie ein Hobby gesehen, war es plötzlich mein Job. Ich wollte schneller schreiben, mehr Bücher raushauen und von meinem Traum leben. Und das um jeden Preis, alles andere war mir egal. Dann kam die Anfrage zu Band 2 für Silver Lane und der Druck, den ich mir selbst gemacht habe, verdreifachte sich und ich fühlte mich völlig überfordert, bekam nichts mehr auf die Reihe.
Und so schön es auch ist, einen Roman in 26 Tagen zu schreiben, ist meine Kreativität danach immer für Wochen aufgebraucht. Doch der Haken an der ganzen Sache war: Ich hatte gar keine Hobbys (dazu später mehr) und wusste nichts mit meiner Freizeit anzufangen. Meine Arbeit war mein Leben. Das klingt nicht nur ungesund, es war auch verdammt traurig. Aber wahrscheinlich hätte ich das knallhart so durchgezogen, wenn sich mein Körper irgendwann nicht zu Wort gemeldet hätte. Glück im Unglückbrauchte es nur ein paar Tage im Krankenhaus und eine Notoperation, um mir klarzumachen: Zeit, etwas zu ändern, bevor was Schlimmeres passiert. Leider kommen meine ganzen Zipperlein aus dieser Zeit, in der ich meinen Körper ausgebeutet habe, und sie werden mich noch ein paar Jahre begleiten, vielleicht auch für den Rest meines Lebens.
Aber seither höre ich ganz genau in mich hinein und wenn es mir nicht gut geht, trete ich entweder auf die Bremse oder mache es mir auf der Couch gemütlich. Zwar kämpfe ich noch gegen mein schlechtes Gewissen und diese boshafte Stimme, die mich faul nennt, aber das bekomme ich auch noch in den Griff, könnte jedoch länger dauern.
Wie war denn das jetzt? Ich hatte keine Hobbys?
Zu der Zeit habe ich nicht mehr gelesen, um nicht von anderen Autoren beeinflusst zu werden und unbewusst Ideen zu übernehmen. Videospiele empfand ich als Zeitverschwendung und was anderes gab es nicht. Gelesen wurde nur, wenn ich krank war und meine einzige Freundin habe ich nur selten gesehen, weil sie in einer anderen Stadt wohnt. Langeweile lässt grüßen. Ist also doch nicht mehr so überraschend, weshalb ich mich so in die Arbeit gestürzt habe, oder?
Und wie sieht das Ganze heute aus?
Ich habe einen Hund, der mindestens dreimal am Tag nach draußen will und mich von meinem Stubenhockerdasein erlöst hat, dazu kommen noch andere sportliche Aktivitäten in meinem Kalender, von denen ich euch wirklich nicht sagen kann, weshalb ich sie mache … Vielleicht habe ich nicht mehr alle Latten am Zaun. Dann hat mein Mann mir nahegebracht, wie cool Videospiele sind und sie eine Möglichkeit sind, neue Welten zu erkunden. Also enthülle ich mit Lara Croft Geheimnisse, habe mich den Assassinen angeschlossen und baue Zoos und Dinoparks (wilde Mischung, ich weiß). So viel wie ich im letzten Jahr gelesen habe, kam seit meiner Jugend nicht mehr zusammen, was mich ungemein stolz macht. Inzwischen genieße ich es sehr, zwischen zwei Buchdeckeln zu verschwinden. Außerdem stricke ich und will in diesem Jahr lernen, zu zeichnen. Ein paar Sprachen stehen noch auf meiner Liste, mit dem Hund übe ich Tricks und ich gehe wieder öfter wandern.
Und das alles schaffe ich nur, weil ich mich eben nicht rund um die Uhr mit meinen Projekten beschäftige. Anfangs fühlte sich das schrecklich falsch an, weil ich es nicht gewohnt war, aber inzwischen koste ich jede Minute meiner Freizeit aus. Inzwischen gönne ich mir sogar Urlaub. Wir fahren zwar nicht weg – in Zeiten von Corona ist mir das einfach zu unsicher –, aber mehrere Tage am Stück die Seele baumeln lassen und nur das tun, wozu ich auch Lust habe, ist gar nicht so übel, glaubt mir. Und ich freue mich schon, wenn Reisen wieder gefahrlos möglich sind und wir auch mal andere Teile Deutschlands oder ein Nachbarland erkunden können.
Was macht ihr in eurer Freizeit?
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